Lieber Ralf!
Wie geht's?
Danke, gut...
Ich möchte ein kleines Interview mit Dir machen, weil Du im Sommer 2005 in Tampere Stipendiat warst. Ist das in Ordnung?
Ja, gerne.
Wo hast Du in Tampere gelebt?
Im Keskustori 7, im Toriatelier
Was hast Du gesehen?
Nun, viel. Ich bin bis nach Norwegen gefahren und habe mir alles angesehen, was ich mir in der kurzen Zeit von zwei Monaten in Finnland ansehen kann ( Inari, Rovaniemi, Vantaa, Lappland, Oulu, Kemi). Ich hatte auch die Möglichkeit mit der Leiterin des Deutsch-Finnischen Zentrums in Tampere, Arja Nevalainen, nach Ostfinnland zu fahren und dort das Landleben kennenzulernen. Das war eine Erfahrung die ich nicht missen möchte, da es ein Beispiel finnischer Gastfreundlichkeit war, die ich nicht vergessen werde (Saunabesuche, Bootfahren auf dem See, Vodka trinken). Auf der anderen Seite habe ich in den drei oder vier Tagen, die ich dort war, viel fotografiert und konnte die Bilder zu einer neuen Arbeit kombinieren.
Du hast auch im Frühjahr 2006 zwei Ausstellungen in Finnland, eine beim Goethe-Institut in Helsinki, eine in TR1 in Tampere. Du hast Deine Finnland-Bilder gezeigt. Aber auch andere Bilder. Bitte, erzähle etwas von deiner künstlerischen Arbeit.
Ich bin Fotograf. Die Bilder die ich produziere, sind meistens in der längsten Kante 160cm hoch. Das mache ich, da meine Bilder erst durch dieses Format die Präsenz bekommen, die ich brauche, damit der Betrachter sie versteht. Da ich nicht seriell arbeite wie einer der Professoren bei denen ich studierte (Bernd Becher), reise ich viel und komme zu meinen Motiven. Was mich interessiert ist die von Menschen beeinflusste Natur. Damit meine ich keinen soziologischen Ansatz, sondern konkrete, gerne auch banale Situationen, wie Tankstellen oder ein Bademeisterhaus am Strand von Oulu oder die Badehose mit dem Bauch von einem Schwimmbadbesucher.
Interessant wird die Arbeit durch die Kombination der auf den ersten Blick unterschiedlicher Bilder. Dadurch wird klar, worum es bei meinen Bildern geht, nämlich um das Sehen, wie aus Farbflächen sich Formen werden. Und nicht um das zu zeigen was alle "schön" finden, sondern darum, was ich schön finde und so zu meiner künstlerischen Position zusammenfasse.
Ich habe auch eine Serie über den Vergnügungspark Sarkänniemi gemacht. Sie entstand aus Zufall. Ich entdeckte bei meinem Besuch des Fernsehturmes in dem Park, das der Vergnügungspark von oben gesehen viel strukturierter aussieht. Die Achterbahnen wirken wie Knochen von Tieren und die Menschen wie Insekten, die darum herumlaufen. Durch das Sonnenschutzglas der Fenster des Turmes veränderten sich die Farben auf dem Film sehr. Das gefiel mir gut und so habe ich es in den künstlerischen Prozess eingebaut. Natürlich sehen die Häuser aus wie in einer Modelleisenbahn. Ich weiß, das dieser Effekt immer gut aussieht. Durch die ungewöhnlichen Farben und meinen Bildausschnitt halte ich es aber für vertretbar und so entstand diese Serie. Zwischen den Aufnahmen liegen einige Wochen und bei den Bildern, die Ende September entstanden ist der Park bereits geschlossen, was ihm etwas trauriges, melancholisches gibt.
Was machst du gerade?
Ich bereite eine Einzelausstellung vor, die am 13. September im Rheinischen Landesmuseum in Bonn stattfinden wird. Da gibt es noch einiges zu tun...
Tschüss Ralf! Alles Gute, treffen wir uns mal in Düsseldorf! Mit vielen Grüßen!
Gerne! Viele Grüße und alles gute auch für Dich!
Teksti: Tiina Lamminen